Eine provokante Sichtbarmachung von Missständen der letzten Jahrzehnte
4 stars
Oschmann zeigt, dass der „Osten“ weniger eine geografische Realität als ein westdeutsches Konstrukt ist, das bestehende Machtverhältnisse zementiert. Er belegt dies mit Fakten: Nur 1,7% der Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Justiz sind von Ostdeutschen besetzt, und der Einkommensunterschied beträgt auch über 30 Jahre später noch rund 22,5% (Oschmann, S. 45 ff., 102 ff.; Statistisches Bundesamt 2022).
Dieses Buch ist nicht nüchtern, es ist eine polemische Anklage gegen die strukturelle Benachteiligung Ostdeutscher. Oschmann kritisiert die Diffamierung als „Jammerossi“ und die marginalisierende Rolle des „Ostbeauftragten“, der echte politische Mitbestimmung verhindert. Er zeigt, wie westdeutsche Eliten die DDR-Erfahrung auf Diktatur und Rückständigkeit reduzieren und dabei die partizipative Demokratieerfahrung vieler Ostdeutscher ausblenden.
Die Dringlichkeit seiner Botschaft wird unterstrichen durch Oschmanns wütenden und provokanten Ton. Er entlarvt die westdeutsche Deutungshoheit als Teil eines Systems, das ökonomische und politische Macht im Westen konzentriert und den Osten zum ewigen Nachzügler degradiert. Auch kulturell werden ostdeutsche Perspektiven …
Oschmann zeigt, dass der „Osten“ weniger eine geografische Realität als ein westdeutsches Konstrukt ist, das bestehende Machtverhältnisse zementiert. Er belegt dies mit Fakten: Nur 1,7% der Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft und Justiz sind von Ostdeutschen besetzt, und der Einkommensunterschied beträgt auch über 30 Jahre später noch rund 22,5% (Oschmann, S. 45 ff., 102 ff.; Statistisches Bundesamt 2022).
Dieses Buch ist nicht nüchtern, es ist eine polemische Anklage gegen die strukturelle Benachteiligung Ostdeutscher. Oschmann kritisiert die Diffamierung als „Jammerossi“ und die marginalisierende Rolle des „Ostbeauftragten“, der echte politische Mitbestimmung verhindert. Er zeigt, wie westdeutsche Eliten die DDR-Erfahrung auf Diktatur und Rückständigkeit reduzieren und dabei die partizipative Demokratieerfahrung vieler Ostdeutscher ausblenden.
Die Dringlichkeit seiner Botschaft wird unterstrichen durch Oschmanns wütenden und provokanten Ton. Er entlarvt die westdeutsche Deutungshoheit als Teil eines Systems, das ökonomische und politische Macht im Westen konzentriert und den Osten zum ewigen Nachzügler degradiert. Auch kulturell werden ostdeutsche Perspektiven marginalisiert, was demokratische Strukturen insgesamt gefährdet.
Das Buch liefert keine einfachen Lösungen, sondern fordert eine ehrliche Auseinandersetzung mit gesamtdeutscher Geschichte und mehr Raum für ostdeutsche Stimmen.
Der Grundtenor deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen seit dem Mauerfall. Leider ist das Buch stellenweise verallgemeinernd, weil natürlich nicht alle Wessis und Ossis so sind, wie beschrieben, aber das gehört zum Ton dieses Buches wohl dazu. Dieser bewusst von Oschmann gewählte Ton ist gewöhnungbedürftig und rief stellenweise Ablehnung hervor, bei der ich mich fragte, ob ich das Buch weiterlesen soll. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch sachlich richtig und auch empfehlenswert.